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Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt. Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs, promedia April 2012

ProSiebenSat.1 fordert faire Spielregeln für alle Anbieter digitaler Inhalte

„Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt“

Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs

Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, hat in einem promedia-Interview gefordert, bei allen Fragen der Medienregulierung und des Medienkonzentrationsrechtes die Anbieter digitaler Inhalte gleich zu behandeln und die Sonderregulierungen für Rundfunk zu beenden:  „‚Meinungsmacht TV‘ sollte etwa durch einen Faktor ‚Meinungswirkung online‘ relativiert werden. Deshalb setzen wir uns klar dafür ein, für alle Anbieter audio-visueller Inhalte gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Albert. Seiner Meinung nach benötigen wir kein Medienkonzentrationsrecht für andere Gattungen. Vielmehr müsse als fragwürdig gelten, dass 2012 noch die gleiche Ausprägung der genannten Kriterien bei Rundfunk vorherrscht wie vor zwanzig Jahren. Kritisch zeigte sich der im Konzern für Regulierungsfragen zuständige Vorstand, gegenüber einem von der Politik favorisierten Anreizsystem. Nach der Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes zur Untersagung der Springer-ProSiebenSat1.-Fusion habe sich eine Änderung des bestehenden Medienkonzentrationsrechts erübrigt.

Conrad Albert
Conrad Albert

promedia: Herr Albert, die Ministerpräsidenten wollen in diesem Jahr über eine Novellierung des Medienkonzentrationsrechts entscheiden. Ist die Fernsehzentriertheit des Konzentrationsrechts grundsätzlich noch zeitgemäß?
Conrad Albert:
Tatsächlich messen wir in dieser wichtigen Frage mit zweierlei Maß, denn unser Medienkonzentrationsrecht ist erstens rundfunkzentriert und findet zweitens ausschließlich Anwendung auf deutsche Rundfunkveranstalter. Das heißt in der Konsequenz, dass die wichtigsten internationalen Player mit teilweise monopolistischen oder marktbeherrschenden Strukturen wie Google und Facebook nicht betroffen sind, es sei denn, sie wären als Investoren an deutschen Veranstaltern aktiv. Daran haben diese Unternehmen natürlich kein Interesse, da sie wissen, dass wir von medienrelevanten Größenordnungen mit wesentlichem Einfluss sprechen. In Deutschland etwa sind mittlerweile 20,2 Millionen Menschen bei Facebook aktiv, das entspricht knapp einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Diese Entwicklung kann bei der Betrachtung der Marktstellung von Rundfunkveranstaltern nicht ausgeblendet werden. „Meinungsmacht TV“ sollte etwa durch einen Faktor „Meinungswirkung online“ relativiert werden. Deshalb setzen wir uns klar dafür ein, für alle Anbieter audio-visueller Inhalte gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen.

promedia: Das heißt, dass heute von Online-Plattformen und Suchmaschinen eine ebenso große Gefahr für die Meinungsbildung ausgeht wie von klassischen TV-Sendern?
Conrad Albert:
Gefahr ist ein viel zu großes Wort! Die ProSiebenSat.1 Media AG hat mit ihren starken TV- und Internet-Marken Deutschlands die Pole Position inne und profitiert von den vielen strategischen Vorteilen einer digitalisierten Medienlandschaft. Continue reading Die Sonderregulierung für Rundfunk ist überholt. Interview mit Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, Legal, Distribution & Regulatory Affairs, promedia April 2012

Aktuelle Erhebung zur Produzentenstudie 2012 gestartet

Seit mehr als zehn Jahren gab es in Deutschland keine Produzentenstudie mehr, die  wichtige Daten zur Film- und Fernsehwirtschaft liefert. Aus diesem Grund erstellen die Hamburg Media School und Goldmedia derzeit im Auftrag der FFA Filmförderungsanstalt, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg und der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien sowie mit Förderung des FilmFernsehFond Bayern, der Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen, nordmedia, des Medienboard Berlin-Brandenburg, der Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein und der Mitteldeutschen Medienförderung eine umfangreiche Produzentenstudie.

Wie viele Stunden Film werden von deutschen Produzenten jährlich produziert? Welche Umsätze generiert die Film- und Fernsehproduktionswirtschaft in Deutschland pro Jahr? Wie viele Arbeitsplätze schafft die Branche? Aufschluss über diese und zahlreiche weitere wirtschaftliche Fragen wird die aktuelle Produzentenstudie geben, die nicht nur für die Film- und Fernsehbranche, sondern auch für die Medienpolitik von Signifikanz ist.

Zur Teilnahme an der Befragung sind alle Produzenten von Fernseh-, Kino-, Werbe- und Dokumentationsfilmen aufgerufen. Der Fragebogen ist noch bis Anfang Mai online unter www.goldmedia.com/produzentenstudie ausfüllbar.

Weitere Informationen:
http://www.goldmedia.com/aktuelles/info/article/befragung-zur-produzentenstudie-startet.html

 

Kontakt Erhebung Produzentenstudie:

Goldmedia GmbH
Christine Link: +49-30-246 266-0, Christine.Link@Goldmedia.de
www.goldmedia.com

Hamburg Media School
Juliane Müller: +49-30-2067088-30, juliane.mueller@hamburgmediaschool.com
www.hamburgmediaschool.com

Deutschland ist doch ein Pay-TV-Land. Gastkommentar von Mathias Birkel bei kress.de

Es ist schon interessant: In kaum einem anderen Land in Europa wird so viel Geld für Fernsehen ausgegeben wie in Deutschland, aber wir nennen es nicht Pay-TV! So wird seit 20 Jahren behauptet, Deutschland sei „kein Pay-TV-Land“. Und stets wird dabei argumentiert, dass die Deutschen nur wenig bis gar kein Interesse an entgeltpflichtigen TV-Programmen hätten, weil sie seit Einführung des Privatfernsehens eine breite Palette an Free-TV-Sendern sehen können.

Mathias Birkel
Mathias Birkel

Doch die Realität ist eine andere: Selbst wenn man von der obligatorischen Rundfunkgebühr absieht, zahlen fast die Hälfte (45,6 Prozent laut SES Astra 2011) der deutschen TV-Haushalte direkt oder indirekt Geld: für ihren Kabelanschluss. Was in Amerika die „basic cable fee“ ist (und als Pay-TV gilt), versteckt sich in Deutschland häufig in den Mietnebenkosten und wird nicht weiter beachtet. Auch die inzwischen mehr als 1,6 Mio. IPTV-Nutzer – in erster Linie „Entertain“-Kunden der Deutschen Telekom – zahlen eine Grundgebühr für ihren Fernsehanschluss. Der IPTV-Anschluss wird aber ebenfalls gemeinhin nicht als Pay-TV verstanden, schließlich empfängt man hier doch zunächst nur die „Free-TV“-Kanäle.

Und Abonnenten für „richtige“ Premium-Pay-TV-Angebote (also pay cable)? Seit 2001 haben sich die Kundenzahlen von 2,1 Millionen auf inzwischen rund 5,4 Millionen Haushalte in Deutschland mehr als verdoppelt. Damit zahlt bereits fast jeder achte deutsche Haushalt regelmäßig Geld für Pay-TV-Programme – zusätzlich zu den Gebühren für die Öffentlich-Rechtlichen. Allein 2011 wuchs die Zahl der Pay-Abonnenten in Deutschland um rund 15 Prozent! Continue reading Deutschland ist doch ein Pay-TV-Land. Gastkommentar von Mathias Birkel bei kress.de

Die Deutsche Telekom ist nicht neutral. Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster, promedia April 2012

Die KEK muss jeden Erwerb von Fußball-Bundesligarechten durch die Deutsche Telekom prüfen

„Die Deutsche Telekom ist nicht neutral“

Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster

Nach verschiedenen Zeitungsberichten will die Deutsche Telekom alle Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga ersteigern. Bis zum 2. April müssen alle Interessenten an den Übertragungsrechten der Fußball-Bundesliga ihre Gebote bei der Deutschen Fußball Liga abgegeben haben. Danach entscheidet die DFL, wer ab 2013 vier Jahre lang die Spiele übertragen darf. Sollte die Telekom, die bislang nur die Rechte am IPTV hält, die Fernsehrechte der Bundesliga ersteigern, könnte es  zu Klagen kommen, unter anderem von Sky. Bei einem langen Rechtsstreit wäre die Bundesliga der Verlierer.

Prof. Dr. Bernd Holznagel
Prof. Dr. Bernd Holznagel

promedia: Herr Holznagel, die Deutsche Telekom bietet um die Übertragungsrechte für die Fußballbundesliga ab 2013 mit. Inwieweit passt das in die Plattformstrategie der Telekom?
Bernd Holznagel:
Die Deutsche Telekom sieht sich zunehmend unter Druck durch die Kabelnetzbetreiber (KDG, Liberty), die ihren Kunden über das Breitbandkabel attraktive Triple Play Angebot machen (Fernsehen, Telefon und schnelles Internet aus einer Hand). Um dem zu begegnen, will sie ihr eigenes Telefon- und Internetangebot über DSL um Fernsehinhalte ergänzen. Wenn sie deshalb jetzt die Pay-TV-Rechte an der Bundesliga erwirbt, hat die DT möglicherweise wenige Interesse, diese Rechte auch über Kabel verfügbar zu machen, um so nicht indirekt wieder die Kabelnetzbetreiber zu stärken. Die Vergaberegeln der Deutschen Fußball Liga (DFL) würden es ihr auch erlauben, die Bundesliga nur über IPTV und Satellit zu verbreiten und das Kabel “brach” liegen zu lassen.

promedia: Die Telekom erreicht mit „Liga Total“ über IPTV nur 150.000 Abonnenten. Für die drei Rechtepakete erwartet die DFL mindestens 1,5 Mrd. Euro. Ist das durch die Telekom überhaupt zu refinanzieren?
Bernd Holznagel:
Die Deutsche Telekom ist als Ex-Staats-Monopolist im Geschäft mit Internetzugängen und Telefonanschlüssen Continue reading Die Deutsche Telekom ist nicht neutral. Interview mit Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) der Universität Münster, promedia April 2012

Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren. Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb, promedia April 2012

rbb-Intendatin plädiert für die Einstellung eines ARD-Digitalkanals

„Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren“

Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb

In einem promedia-Gespräch hat sich die Intendantin des rbb, Dagmar Reim für eine realistische Position der ARD ausgesprochen. So fordert sie aus finanziellen Gründen auf einen Digitalkanal zu verzichten und ohne Jugendwahn an einer Verjüngung des Programms zu arbeiten. Dabei müssten die Dritten müssen die Innovationsmotoren sein. Einen Weg sieht die rbb-Intendanten in multimedialen Angeboten, hier sei der rbb dabei, vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Auch bei der kontinuierlichen Reform des rbb-Fernsehens sollen verstärkt trimediale Formate zum Einsatz kommen.

Dagmar Reim
Dagmar Reim

promedia: Frau Reim, die ARD hat gegenwärtig mehrere Baustellen. Welche sind die wichtigsten Entscheidungen, die die Intendanten in der nächsten Zeit treffen müssen?
Dagmar Reim: Die erste Entscheidung ist schon getroffen: Wir schärfen das Informationsprofil des Ersten weiter. Montag bis Donnerstag starten die Tagesthemen bereits zur gleichen Zeit, es gibt schon mehr Brennpunkte zu politischen und aktuellen Themen – das muss weitergehen. Zweitens: Wir sollten möglichst bald festschreiben, was wir mit unseren Digitalkanälen wollen, dort agieren statt zu reagieren. Drittens: Wir müssen stetig an der Verjüngung unseres Programms arbeiten. Kein Jugendwahn, sondern die dezente Verjüngung U60.

promedia: Darüber wird seit 1 ½ Jahren diskutiert, mit verschiedenen Varianten, mal über einen Jugendkanal, mal ausgebaute Onlineangebote, mal über neue Formate aus den Labs. Warum ist es so schwer, sich auf einen Weg zu verständigen?
Dagmar Reim: Es gibt für ein solches komplexes Problem nicht nur einen Weg, sondern ungefähr 1000. Wir dürfen bei allen Diskussionen nicht unseren Hauptauftrag vergessen, das Erste Deutsche Fernsehen. Dort müssen wir geschickt Anknüpfungspunkte für ein jüngeres Publikum schaffen.

promedia: Das bedeutet doch aber auch, mehr Mut zu zeigen und Formate, die in den Dritten gezeigt werden, auch ins Erste zu nehmen… Continue reading Es wäre besser, nur einen weiteren Kanal zu profilieren. Interview mit Dagmar Reim, Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb, promedia April 2012

Goldmedia beim Bitkom Workshop am 19.4.2012: Mobile Usability. Was geht und was nicht?

Machen wir in Zukunft alles mobil – und die Konsequenzen? 

Dies ist der Titel eines Workshops der Bitkom Akademie in Köln am 19. April 2012. Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer der  Goldmedia Custom Research GmbH referiert zum Thema: “Mobile Usability: Was geht und was nicht?

Dr. Florian Kerkau, GF GOLDMEDIA

Aus dem Einladungstext: Das mobile Telefon ist laut Untersuchungen inzwischen zum Begleiter No. 1 des Menschen geworden, sogar angeblich vor Freundin und Bibel. Das gilt nicht nur in Industrieländern, sondern auch in vielen Entwicklungsländern, für die das „Mobile“ die zentrale Informationsquelle und das Zahlungsmittel ist. Die Frage stellt sich prominenter denn je: Wie weit wird das gehen und welche Konsequenzen ziehen wir daraus?

Der Workshop bietet An- und Einsichten von Mobil-Experten aus der Geräteindustrie und spezialisierten Agenturen, Marktforschern und anderen Mobilfunk-Experten.

Weitere Informationen

 

Werbeblocker im Internet: Kompromiss „Akzeptable Werbung“?

„Diese Erweiterung gehört in jeden Firefox-Browser.“, so lautet das Fazit von CHIP Online zur Browser-Erweiterung Adblock Plus. Derzeit sehen das über 15 Millionen Firefox Nutzer genauso und lassen mit Hilfe der Anwendung jegliche Werbung von ihren Bildschirmen verschwinden.

Werbeblocker wie Adblock Plus ermöglichen es dem Anwender das Anzeigen von Werbeelementen zu stoppen, da diese z.B. anhand der URL oder bestimmter Standardgrößen für Werbegrafiken erkannt und blockiert werden. Dadurch können die Nutzer einer Ablenkung durch Werbung entgehen und unter Umständen den Seitenaufbau beschleunigen, da weniger Ressourcen verbraucht werden.

Laut einer Untersuchung von t3n.de werden in Deutschland über zwölf Prozent der Einblendungen blockiert. Jedoch kommt es in vielen Fällen zu starken Abweichungen von diesem Durchschnittswert, da beispielsweise auf Seiten für Tech-News wie t3n.de bereits über 40% der Banner nicht mehr angezeigt werden. Häufig finden Werbeblocker bei medienaffinen Nutzern Anwendung, weil sie mit Plug-ins bereits vertraut sind und die unterschiedlichen Möglichkeiten von Browser-Erweiterungen kennen.

Doch welche Auswirkungen hat das Blockieren von Online-Werbung auf eine Website? Schaden die informierten und vermeintlich werberesistenten User etwa dem „frei verfügbaren“ Internet? Continue reading Werbeblocker im Internet: Kompromiss „Akzeptable Werbung“?