Category Archives: Allgemein

Dreidimensionale Eiszeit: 3D-Kino nun endlich auf dem Vormarsch!?

Nach etlichen Versuchen, 3D-Filme im Kino zu etablieren, scheint es 2009 damit nun tatsächlich voranzugehen. Dank Digitaltechnik bietet die Stereoskopie (Aufteilung der Bilder auf das linke und das rechte Auge) erstmals ein flimmerfreies 3D-Kinoerlebnis ohne Farbverfälschungen. „Ice Age 3“ ist gerade dabei, auch in Deutschland einen 3D-Kino-Boom auszulösen.

3D bringt Kinomarkt in Schwung. Kinoumsätze in Deutschland 2003-2009
3D bringt Kinomarkt in Schwung. Kinoumsätze in Deutschland 2003-2009

Einen Boom kommerzieller 3D-Filme und stereoskopischer Bildtechnik gab es schon einmal – in  den fünfziger Jahren. Die parallele Bilddarstellung der analogen Projektoren war jedoch damals und ist bis heute (z.B. in den IMAX-Kinos) nicht 100prozentig synchron. Schafft es das menschliche Gehirn, die asynchron „hüpfenden“ Bilder in 2D zu verarbeiten, so ist es bei 3D meist überfordert und kann sogar zu Schwindel und Kopfschmerzen führen. So konnte sich der 3D-Film seit der ersten Euphorie bei Einführung der Technik bis heute nie wirklich gegenüber dem herkömmlichen 2D-Film durchsetzen.

Die Zahl der 3D-Kinos ist inzwischen weltweit enorm gestiegen. In Deutschland hat sich die Anzahl seit Jahresbeginn schon vervierfacht. Waren Anfang 2009 erst rund 30 Kinos mit digitaler 3D-Technik ausgestattet, wird es Ende des Jahres bereits 137 „3D-isierte“ Filmpaläste in Deutschland geben.1 Die Umrüstung eines Kinosaals mit digitaler 3D-Technologie ist teuer und geht schnell in den sechsstelligen Bereich. Allein den Umbau von analoger zu digitaler Videotechnik beziffert Disneys Top-Manager Mark Zoradi auf bis zu 80.000 US-Dollar.2

Um ihre 3D-Filme besser zu platzieren und mittels neuer Filmtechnik und höheren Eintrittspreisen auch die Gewinnmagen zu steigern, unterstützen die Major Studios die Kinobetreiber bei der Digitalisierung und investieren nach eigenen Angaben derzeit rund 1 Mrd. Euro.3 3D könnte den Kinomarkt ordentlich in Schwung bringen und damit auch die Digitalisierung des Kinos endlich vorantreiben. So produzieren die Studios derzeit 3D-Filme mit Hochdruck, auch weil die Kosten der Produktion eines 3D-Streifens nach Branchenangaben gerade einmal fünf bis zehn Prozent höher liegen als die der herkömmlichen 2D-Filme. Continue reading Dreidimensionale Eiszeit: 3D-Kino nun endlich auf dem Vormarsch!?

Webradio ist den Kinderschuhen entwachsen

Man kann es überall dort empfangen, wo Internet verfügbar ist: zu Hause, bei der Arbeit, per Handy und im Auto. Auch den Grimme Online Award gab es 2009 für einen ihrer Vertreter – für ByteFM, Webradio made in Hamburg. Der deutsche Webradiomarkt ist im Aufwind.

Weitere Webradio Monitor 2009: Webradioentwicklung 2006-2009 in Deutschland
Webradio Monitor 2009: Webradioentwicklung 2006-2009 in Deutschland

Das zeigt nicht nur die öffentliche Anerkennung, sondern dafür sprechen vor allem die wachsenden Nutzer- und Angebotszahlen. Ende 2008 hatten deutsche Webradios bereits rund 7,5 Millionen Nutzer täglich. Durch massives Wachstum von Breitband-Internet und immer mehr Webchannels wird sich diese Zahl bis 2013 auf rund 21 Millionen erhöhen.* Seit 2006 hat sich die Zahl der deutschen Webradios verfünffacht, von etwa 400 auf rund 2.000 im Jahr 2009. (April 2009: exakt 1.914). Annähernd vier Fünftel davon sind ausschließlich im Internet empfangbar (Internet-Only). Die anderen sind Live-Streams der klassischen UKW-Radio-Sender (Simulcast-Streams). Gerade ihnen bietet das Web viele Chancen: sie können ihre Reichweiten ausbauen und durch spezielle Web-Angebote neue Zielgruppen erschließen. Vorbei scheint die Angst vor der Abwanderung ins Netz und verlorene, vor allem junge Hörergruppen. Die UKW-Sender haben inzwischen den Wandel der Mediennutzung und das Internet als wichtigen Übertragungsweg von Radio akzeptiert. So existieren in Deutschland inzwischen über 120 solcher reinen Onlinesender von klassischen UKW-Sendern.

Die Reichweiten der Webradios können sich sehen lassen, auch wenn sie äußerst stark variieren: Die Streams der lokalen UKW-Radiosender erreichen zwischen 2.500 und 8.000 Zugriffe täglich und die der landesweiten Sender je nach Bekanntheit schon zwischen 25.000 und 125.000. Besonders erfolg­reiche Internet-Only-Angebote kommen sogar auf bis zu 500.000 gestartete Streams pro Tag. Mit ihren Nutzungs- und Abrufzahlen sind die meisten im Webradio Monitor 2009 von Goldmedia befragten Anbieter dann auch ganz zufrieden (55 Prozent).  Anders sieht es aber bei der Rentabilität aus: Rund 80 Prozent sind mit der Wirtschaftlichkeit ihrer Webangebote unzufrieden. Bisher gelingt es vielen offenbar noch nicht, die bestehende Nachfrage der Hörer entsprechend zu kapitalisieren. Wachstumspotenzial sehen die Veranstalter dennoch, und zwar vor allem bei der Spotvermarktung ihrer Angebote. Webradio kann gegenüber anderen Medien vor allem durch eine klar definierte Zielgruppe punkten und – was für die Werbetreibenden besonders interessant sein dürfte –  nachweisbare Werbemittelkontakte bieten.

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Online-Marketing Seminar / Hamburg 09. September 2009

Goldmedia und azionare Seminar zu Online-Marketing – Workshop-Tour zu SEO, SEM, Affiliate Marketing, Web 2.0 und Social Media.

Seminar zum Thema Online-Marketing. Weitere Informationen und Anmeldeformular:

http://www.goldmedia.com/seminare/online-marketing.html

Bundesweit NEUE TERMINE im September.

Die Vorteile von Online-Marketing liegen auf der Hand. Und doch wird in vielen Unternehmen das Potenzial des Internets als Marketing-Instrument noch nicht adäquat ausgeschöpft. In Zeiten knapper Marketingbudgets liegen gerade hier zahlreiche Wachstumsreserven.

Die Berliner Marketingberatung Goldmedia Sales & Services GmbH hat gemeinsam mit den Social-Media-Experten von azionare eine neue Seminarreihe zu Online-Marketing und Social Media konzipiert.

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Interaktive Präsentation: Ende der Quersubvention von Qualität? Aktuelle Kostenstrukturen der Medienproduktion.

Finanzierung von Qualitätscontent

Neue Werbeformen, neue Finanzierungsstrategien und ihr Einfluss auf Programminhalte und journalistische Qualität – zur Tagung, die als Partnerveranstaltung zum Internationalen Mediendialog von der Alcatel-Lucent Stiftung, dem Hans-Bredow-Institut und der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein organisiert wurde, kamen am 9. Juni 2009 über 100 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Rechtsberatung im Internationalen Maritimen Museum Hamburg zusammen.

Medien über klassische Werbung zu refinanzieren wird immer schwieriger. Dies führt zur wachsenden Bedeutung von neuen Werbe- und Finanzierungsformen. Vor diesem Hintergrund wollte die Tagung die Chancen neuer Modelle wie Product Placement und Mikrofinanzierung aus praktischer und wissenschaftlicher Sicht ausloten und dabei deren Risiken für Qualitätscontent beleuchten.

Im ersten Teil der Veranstaltung diskutierten Vertreter von Werbeagenturen, Rundfunkveranstaltern und Produktionsfirmen über das Potenzial neuer Werbeformen sowie deren Auswirkungen auf die Praxis.

Im zweiten Teil standen aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive die Fragen im Mittelpunkt, wie sich neue Finanzierungsstrategien auf die Bereitstellung von Qualitätscontent auswirken und wie Qualitätsjournalismus unter den Bedingungen der Netzökonomie geschützt und gefördert werden kann. Dabei wurde der Blick auch auf neue Angebotsformen wie User-Generated Content und deren möglichen Beitrag zur öffentlichen Kommunikation gerichtet.
Programm

Vortrag Dr. Klaus Goldhammer- Geschäftsführer Goldmedia Gruppe:

Ende der Quersubvention von Qualität? Aktuelle Kostenstrukturen der Medienproduktion.

Den Audiostream zu der Präsentation können Sie hier starten:

Das gesamte Programm finden Sie hier:

  • Programm (pdf-Datei)
  • Quelle: http://www.hans-bredow-institut.de/node/2732

    E-Book-Reader für Deutschland

    Im Herbst will Vodafone mit einem Lesegerät für elektronische Bücher, Zeitschriften und Zeitungen an den Start gehen. Umsatzentwicklung Amazon Kindle 2008 -2010Das genaue Datum für die Veröffentlichung und die Spezifikationen des Geräts sind noch unbekannt. Ebenfalls unklar ist, wer den Vertrieb übernimmt. Ein Vodafone-Sprecher erklärte auf Nachfrage, erst im August dazu Stellung nehmen zu wollen. Vermutet wird jedoch, dass sich Vodafone auf die Übertragung der Inhalte beschränkt und den Vertrieb der Geräte zum Beispiel Verlagen überlässt.

    Für diese ist der E-Book-Markt an sich ein Wink des Himmels: Durch die digitale Verbreitung lassen sich Produktions- und Vertriebskosten auf einen Bruchteil verringern. So gab die „New York Times“ bekannt, dass sie jedem ihrer Abonnenten einen Amazon-Kindle schenken könnte, würde sie die Produktion der papierbasierten Zeitung einstellen. Die Kosten dafür würden nicht einmal die Hälfte des Aufwands ausmachen, der für die Produktion der Zeitung in einem Jahr anfällt.  Zudem kann Vodafone durch das Bereitstellen des Endgeräts sowie mit der Durchleitung der Inhalte den Verlagen ein äußerst attraktives Full-Service-Modell anbieten. Der Gewinn würde zwischen Vodafone und den Verlagen direkt und ohne Zwischenhändler aufgeteilt.

    Konkurrent Amazon konnte in den USA mit seinem Kindle zwar eine gute Performance hinlegen – nach Schätzungen wird mit dem Gerät 2010 rund 1,2 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert –, jedoch will der E-Commerce-Riese für die Content-Aggregation einen nicht unerheblichen Teil vom Kuchen abhaben. Der für die erste Jahreshälfte 2009 geplante Deutschland-Start des Kindle wurde von Amazon kürzlich dann auch für gescheitert erklärt, weil es mit den deutschen Mobilfunkanbietern zu keiner Einigung kam. Es wird sich zeigen, ob Verlage und Mobilfunkanbieter gemeinsam E-Books in Deutschland etablieren können.

    Autoren:

    Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia

    Nicolas Meibohm, Consultant Goldmedia,

    Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

    Dr. Klaus Goldhammer im Interview mit Radioszene zum Webradio Monitor 2009 #lrft09

    Webradio Monitor 2009

    Durch das massive Wachstum von Breitband-Internet haben Nutzung und Angebote von Webradio enorm zugenommen. Der Webradio Monitor 2009 gibt eine komplexe Übersicht über den deutschen Webradiomarkt und quantifiziert die Nutzung durch eine Primärdatenerhebung mittels Befragung aller Webradio-Anbieter in Deutschland. Die Studie enthält zudem eine Markt- und Potenzialanalyse sowie eine Kategorisierung der Webradios nach Genre und Angebotsform. Die Befragung der Webradio-Anbieter erfolgte im Zeitraum April bis Juni 2009.

    Der Webradio Monitor 2009 wurde von Goldmedia im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) erarbeitet und auf den Lokalrundfunktagen 2009 in Nürnberg vorgestellt.

    Dr. Klaus Goldhammer im Audio-Interview mit Radioszene.de:

    Listen!

    Mehr zum Webradio Monitor 2009 unter:
    http://www.goldmedia.com/aktuelles/info/article/webradio-monitor-2009.html?tx_ttnews[backPid]=247&cHash=8f41bbcd05

    Mobile Publishing als Zukunftsweg?

    Die Auflagenzahlen der Printmedien sprechen eine deutliche Sprache: Seit 2000 verloren die Publikumszeitschriften laut IVW 7 Prozent ihrer Auflage. Tages- und Wochenzeitungen büßten im selben Zeitraum 18 Prozent ein und Fachzeitschriften verloren sogar über 20 Prozent. Tendenz: weiter stark fallend. Ein Ende der Krise der Printmedien ist derzeit nicht in Sicht.

    Dr. Klaus Goldhammer
    Dr. Klaus Goldhammer

    Entsprechend lang ist die Liste der Print-Titel, die der Marktsituation bereits zum Opfer gefallen sind. Vanity Fair, Amica, Park Avenue, Yam, Tomorrow oder Maxim sind nur einige der Titel, die seit 2008 in Deutschland eingestellt worden sind. In den USA weitet sich dieser Trend bereits stark auf die Tageszeitungen aus: Wenn es den Eignern des „San Francisco Chronicle“ nicht gelingt, das Blatt aus der angespannten wirtschaftlichen Lage zu manövrieren, droht die Stadt zur ersten US-Großstadt ohne Abonnement-Zeitung zu werden. Das könnte bald auch in Deutschland der Fall sein.

    Trotzdem gelingt es auch einigen Titeln, unter diesen erschwerten Rahmenbedingungen gegen den Trend zu wachsen. Die Druckauflage der ZEIT etwa stieg von Anfang 2000 bis Anfang 2009 um 13 Prozent. Die Gala schaffte zumindest bis Mitte 2008 gegenüber dem Jahr 2000 einen Zuwachs von 19 Prozent. Auch die Süddeutsche Zeitung erzielte mitten in der Krise Rekordauflagen. Gründe dafür liegen sicher auch darin, dass einige der erfolgreichen Verlage für ihre starken Marken ganz bewusst vorher nicht erschlossene Vertriebswege nutzten. Der allgemeine Negativtrend aber bleibt bestehen.

    Was sind die Hintergründe dieser Krise? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Verbreitung von Online-Medien und die zunehmende Akzeptanz insbesondere von Breitband-Internet sich parallel zu den Auflagenrückgängen der Printmedien vollziehen. Online-Medien und Printprodukte stehen offenbar in einer direkten Substitutionsbeziehung zueinander.

    Doch nicht nur das Internet stellt die Verlage vor neue Herausforderungen – in naher Zukunft werden auch mobile Endgeräte zur allgemeinen und stets verfügbaren Abspielstation für Informationen jeder Art werden. Noch sind die Prozessoren der Mobiltelefone zu langsam, noch braucht der Seitenaufbau im mobilen Internet eine gefühlte Ewigkeit. Auch die Speicherkapazität eines Durchschnittsgerätes kann selbst mit den neuesten Speicherkarten schnell ausgeschöpft sein. Aber wenn die „Digitalen Gesetze der Informationswirtschaft“ stimmen, wenn sich also Rechenleistung, Speicherkapazität und Bandbreiten alle 12 oder 18 Monate verdoppeln, dann gehören diese Probleme bald der Vergangenheit an. Mobilfunk liegt in seiner Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Bandbreite des Festnetzes konstant um rund 10 Jahre zurück. Anders ausgedrückt: Was heute im Festnetz-Internet möglich ist, wird in spätestens zehn Jahren auch im Mobilfunk möglich sein.

    Diese Entwicklung eröffnet den Verlagen erhebliche Chancen. Über das Mobiltelefon sind bisher kaum erschlossene Nutzergruppen in praktisch jeder Lebenssituation erreichbar. Einer Studie unter 50 Tsd. Chinesen im Jahr 2008 etwa zufolge, hatten rund 90 Prozent der Befragten ihr Mobiltelefon nicht weiter als maximal einen Meter von sich entfernt, 24 Stunden pro Tag.

    Hinzukommt, dass sich mobile Endgeräte rasend schnell in der deutschen Bevölkerung verbreitet haben. Lag die Mobilfunkpenetration Ende 1992 noch bei rund einem Prozent der Bevölkerung, so wurde Ende 2008 mit mehr als 130 Prozent Penetration eine der höchsten Durchdringungen in Europa gemessen. Dieser hohe Wert ergibt sich vor allem durch Zweit- und Drittgeräte, die bspw. beruflich genutzt werden. Somit ist heute quasi jeder mit dem Mobiltelefon erreichbar.

    Mobile Publishing als Zukunftsweg?
    Mobile Publishing als Zukunftsweg?

    Um ihre Leser in Zukunft zu halten, werden die Verlage mittelfristig gezwungen sein, auf alternative Produkte und Verbreitungswege – darunter vor allem Mobile Publishing – auszuweichen. Das erfordern aber keineswegs allein die sinkenden Auflagenzahlen, sondern vor allem die sich wandelnde Mediennutzung. Insbesondere bei der Zeitungslektüre ändern sich die Gewohnheiten aus der Jugend mit dem Älterwerden praktisch nicht mehr (Kohortentheorie). Ein einfaches Zahlenbeispiel macht deutlich, wohin die Reise geht: Nach Analysen der AWA lasen 71 Prozent der 14-19jährigen 1984 täglich eine Zeitung. 20 Jahre später fällt diese Gruppe in den Bereich der 30-39jährigen, die auch im Jahr 2004 noch zu exakt 71 Prozent täglich Zeitung lasen. Dagegen nutzten nur 60 Prozent der 14-19jährigen im Jahr 1994 täglich eine Zeitung. Zehn Jahre später tat dies die entsprechend gealterte Zielgruppe (20-29jährige) immer noch. 2004 lasen nur noch rund 50 Prozent der 14-19jährigen pro Tag Zeitung und man muss kein Prophet sein, wie diese Altersgruppe sich 2014 verhalten wird.

    Wer heute also keine Zeitung mehr liest, wird dies auch in zehn oder in zwanzig Jahren nicht tun. Wenn ein Verlag junge Zielgruppen über das klassische Produkt nicht erreicht, wird sich hieran auch in den nächsten Jahren nicht viel ändern.

    Die Vorzeichen stehen schlecht für die Printmedien und vor allem für die Tageszeitungen: In einer Erhebung analysierte die ACTA 2008 die Nutzungen von Zeitung und Internet in den jeweiligen Altersclustern. Während hier drei Viertel der 60-64jährigen „Leser gestern“ sind und nur ein Fünftel derselben Zielgruppe täglich das Internet nutzt, ist dieses Verhältnis in jüngeren Altersclustern genau umgekehrt: Nur 15 Prozent der 14-19jährigen lasen nach ACTA-Angaben am Vortag Zeitung (Leser gestern) und fast 60 Prozent nutzen dagegen täglich das Internet. Zeitung lesen ist bei den Jüngeren inzwischen praktisch out! Stimmt die Kohortentheorie, dann wird dies in wenigen Jahren die gesamte Printbranche noch viel stärker als heute zum Umdenken zwingen.

    Doch was hier so dramatisch und problematisch klingt, kann auch eine große Chance sein. Für die modernen Nutzer von Informationsgütern wird es zunehmend wichtiger, alle erdenklichen Angebote zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort und in jeder möglichen Form (bspw. digital und analog) abzurufen. Dieses „A3-Prinzip“ (Anything, Anyhow, Anytime) kann kein anderer digitaler Distributionsweg vergleichbar gut erfüllen wie das Mobiltelefon. Mobile Publishing kann also eine von diversen Lösungsformen sein, um Verlagen den Weg aus der Krise zu ebnen.

    Informationen aus nur einer Quelle zu beziehen, ist ohnehin  veraltet. Schließlich steht heute jedem eine kaum überschaubare Vielzahl verschiedener Informationen zur Verfügung. Umso wichtiger werden Geschäftsmodelle, welche die Inhalte aggregieren und aus der Informationsflut und dem Datenchaos herausfiltern. Dies trifft in Zukunft insbesondere auch auf den Mobile-Bereich zu.

    Noch steckt die Umsetzung von Mobile Publishing freilich in den Kinderschuhen. Erste onlinebasierte oder Mobile-Publishing-Versuche gibt es aber bereits. Buchverlage binden Buchbesprechungen als Videos online und mobil auf e-Commerce-Portalen ein. Buchtrailer werden zum Marketingtool. Mit Amazon steigt ein wichtiger Player in den Markt für eBooks ein. Google würde am liebsten auch alle Neuerscheinungen sofort und digitalisiert in die eigene Datenbank aufnehmen. Online-Ergänzungen der Printtitel sind längst schon weit verbreitet und könnten auch auf den mobilen Sektor ausgedehnt werden. Und auch die mobile Werbung wächst stark: Nach einer Goldmedia-Prognose wurden 2008 rund 100 Mio. Euro mobile Netto-Werbeerlöse in Deutschland erzielt. Bis 2012 dürften sich diese Umsätze verdreifachen.

    Mobile Publishing wird für die Verlage immer wichtiger: Mit ihren klassischen Produkten allein würden sie auf einen mittelfristig schrumpfenden Kanal setzen. Die Zielgruppen von morgen brechen den Printmedien schon heute weg. Wer sie doch noch erreichen will, muss seine Produkte schnell und konsequent auf das „A3-Konzept“ (Anyhow, Anywhere, Anytime) ausrichten und Informationsgüter in jeder erdenklichen Form, zu jeder möglichen Zeit und an jedem beliebigen Ort anbieten. Wenn entsprechend der digitalen Gesetze der Informationswirtschaft in wenigen Jahren die mobilen Infrastrukturen so weit entwickelt sein werden, wie heute das Festnetz-Internet, ist Mobile Publishing eine echte Option. In jedem Fall müssen Verlage alle neuen Vertriebswege integrieren, um die Leser von Morgen an ihr Produkt und ihre Marke zu binden.

    GRAFIK: Indizierte Auflagenentwicklung von Tageszeitung, Zeitschriften und ausgewählte Titel (Zeit, Gala) nach IVW

    Autor:
    Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer Goldmedia GmbH

    Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html

    Inside Twitter: Liest mich jemand?

    Twitterst du schon oder folgst du nur?

    Entwicklung Twitter-Registrierung in Prozent weltweit
    Entwicklung Twitter-Registrierung in Prozent weltweit

    Barack Obama hat ihn im Wahlkampf eingesetzt, die Nachricht von der Airbus-Notlandung auf dem New Yorker Hudson River wurde durch ihn sekundenschnell in alle Welt getragen und das Ergebnis zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten wussten seine Nutzer als erstes: „Twitter“ – der Micro-Blogging-Dienst stürmt derzeit die Internetwelt. Schnell ist von einem neuen Hype die Rede – neu sind Mikro-Blogging-Dienste aber mitnichten. Neu sind jedoch Tempo und Intensität, mit der Twitter die Medienwelt erfasst. Immer mehr Unternehmen twittern, Freunde oder Bekannte werden zu „Followern“, senden und empfangen Tweets (Kurznachrichten). Von den heute weltweit rund 11 Millionen registrierten Twitter-Nutzern haben sich 72,5 Prozent in den ersten fünf Monaten diesen Jahres registriert! (siehe Chart)  Und der Traffic auf der Website von Twitter hat allein in den letzten drei Monaten um mehr als 200 Prozent zugelegt.

    Mit über 62 Prozent gibt es laut Sysomos-Analysen aktuell die meisten Twitterer in den USA, es folgen Großbritannien (ca. 8%) und Kanada (knapp 6%). Angesichts des US-Prominentensupports kommt dies wohl auch nicht von ungefähr: So nutzte Talklady Oprah Winfrey Mitte April ihre populäre Show, um ihren ersten Tweet gemeinsam mit Twitter-Gründer Evan Williams auszusenden. Und Twitter-Heavy-User Ashton Kutcher inszenierte öffentlichkeitswirksam den Wettstreit um die ersten Millionen Follower gegen CNN. Spätestens diese Zahl führt zur Frage: Wer liest eigentlich all die Twitter-News?

    Nach der Anmeldung bei Twitter beginnt die Suche (oder Hast?) nach Personen, die „folgen“ – ohne Follower macht Twittern keinen Sinn. Je mehr Personen man folgt, desto mehr Followers bekommt man selbst. Auch mehr Twittern bringt mehr Follower. Die Grenze aber, bei der allein das Lesen der Tweets so zeitaufwendig wird, das darunter das eigene Twittern leidet, scheint schnell erreicht: Twitterkenner haben errechnet, dass die maximale Anzahl von täglich lesbaren Tweets bei unter 10.000 liegt – eine Zahl, die schon bei ca. 600 Followern erreicht sein kann – allerdings vorausgesetzt, es handelt sich um aktive Follower. Studien von Sysomos zur Twitternutzung zeigen nämlich auch, dass rund 85 Prozent der Nutzer weniger als einen Tweet pro Tag senden und 75 Prozent aller verschickten Tweets lediglich von fünf Prozent der Twitternutzer stammen. Auch kehren laut Nielsen rund 60 Prozent der neuen Nutzer im Folgemonat gar nicht wieder zurück.

    Die Quantität ist das eine – Qualität oder Missbrauch „gezwitscherter“ Informationen sicher das andere. Aber das ist bei anderen Web 2.0-Angeboten ebenso. Und so ist die oft gestellte Frage nach der Bedeutung von Twitter eine Frage der eigenen Sichtweise. Niemand wird derzeit wohl die Rolle von Twitter im Iran als alternative Informationsquelle in Frage stellen …

    Ja, man twittert heute… und dieser Kanal wird wohl nicht kurzfristig verschwinden – es sei denn, die von Twitter intensivierte Suche nach einem brauchbaren Geschäftsmodell endet irgendwann ohne Erfolg.

    Autor:
    Simon Boé, Geschäftsführer Goldmedia Sales & Services GmbH
    http://twitter.com/GOLDMEDIA

    Weitere Informationen zu Goldmedia: http://www.goldmedia.com/aktuelles.html